1893 - Eröffnung der Königlich Sächsische Landes-, Heil- und Pflegeanstalt
1893 wurde im Großen Marktflecken Rodewisch (Rodewisch erhielt erst 1924 das Stadtrecht) nach dreijähriger Bauzeit die „Königlich Sächsische Landes-, Heil- und Pflegeanstalt“ für Geisteskranke eröffnet.
Die Entscheidung für den Standort war bewusst gefallen: Hauptgrund waren die günstigen Grundstückspreise. Das milde Klima und die schöne Landschaft spielten wohl eine untergeordnete Rolle. Die Einrichtung sollte die Versorgung und Unterbringung für psychisch kranke und geistig behinderte Menschen im Bereich Südwestsachsen sichern.
In der Heil- und Pflegeanstalt wurden, eingeteilt nach ihrem Zustand und in Verpflegklassen, streng nach Geschlechtern getrennt, psychisch kranke und geistig behinderte Menschen dauerhaft betreut.
Die Anstalt wurde gut angenommen: von 114 Patienten bei Eröffnung mit einer Kapazität von 400 Betten in 29 Gebäuden wuchs die Einrichtung bis 1913 auf 600 Betten in 41 Gebäuden.
Die Einrichtung entwickelte sich stetig weiter. Es wurde um- und neu gebaut. Man hatte dingend auf die Eröffnung der Anstalt gewartet, da im Raum Westsachsen eine Einrichtung dieser Art bisher nicht vorhanden war. Die für damalige Verhältnisse modernen Gebäude und das parkähnliche Anstaltsgelände sorgten für regen Zulauf.
Schon in den Anfangsjahren wurden die Patienten unterhalten und beschäftigt: neben vielfältigen Sport- und Freizeitaktivitäten fand eine Arbeitstherapie in unterschiedlichen Werkstätten, Landwirtschaft und Gärtnerei statt.
Kinder und Jugendliche wurden damals nur in geringer Anzahl in der Anstalt betreut. Ihr Anteil (unter 15-jährige) betrug 1910 lediglich sechs Prozent.
Während der beiden Weltkriege wurde die Anstalt als Lazarett genutzt.
Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges nahm das Haus seine Arbeit als Krankenanstalt für die Versorgung von psychisch Kranken wieder auf.